Viele von Ihnen fragen sich, warum die Schweizerische Gesellschaft für Wohltätigkeit von Lissabon, französisch als offizielle Sprache gewählt hat.
Das Bedürfnis, eine Schweizer Gesellschaft in Portugal zu haben, wurde damals nicht empfunden. Seit vielen Jahren hatte es in Lissabon einen deutschen Wohltätigkeitsverein gegeben, dem sich der in Portugal lebende Schweizer angeschlossen hatten. Diese Gesellschaft hatte immer den meisten unserer bedürftigen Landsleute geholfen.
Doch 1864, an einer Generalversammlung dieser Gesellschaft, wurden die Statuten aktualisiert, und es wurde beschlossen, dass künftig nur noch Deutschschweizer gerettet werden sollten.
Die Westschweizer reagierten: Es musste eine Schweizerische Gesellschaft gegründet werden, deren Ziel es war, allen Schweizern, ob deutsch-, französisch-, italienisch- oder rätoromanischsprachig, zu helfen.
1865 gründeten 18 Mitglieder der Schweizerischen Gemeinschaft in Lissabon auf Anregung von Herrn G. Schindler, Schweizer Konsul in Lissabon, die Grundlagen unserer Gesellschaft, indem sie ihre Ziele festlegten und ihre Statuten entwarfen, die 1868 durch königlichen Erlass legalisiert wurden.
Noch vor der Offiziellen Gründung im 1868, wurde unsere Gesellschaft auf die Probe gestellt und zwar zum ersten Mal im Mai 1866 mit dem Auswandererschiff «Cathérine».
«Cathérine» verließ den Hafen von Antwerpen am 6. Dezember 1865 in Richtung New York und suchte wegen schlechtem Wetter am 30. Januar 1866 im Hafen von Lissabon Zuflucht. Wegen einer technischen Panne ankerte das Schiff bis am 12. März 1966 in Lissabon. Unter den 98 Auswanderern an Bord befanden sich 30 Schweizer, darunter auch Frauen und Kinder.
1867 kamen aus Spanien zahlreiche mittellose Schweizer nach Portugal. Da sie die Sprache nicht beherrschten, hatten sie grosse Mühe in Portugal Arbeit zu finden. Mit der Unterstützung der Gesellschaft wurden sie heim geschafft.
Im 1887 führte die Tragödie des Schiffes "Stadt Victoria", welches in der Nacht vom 24. Dezember im Hafen von Lissabon unterging, zum Tod von 35 Menschen, darunter 3 Schweizer.
Zwischen den Jahre 1875 und 1890 finden sich zwei Archiveinträge: der erste Eintrag ist über die "falschen Schweizer", der zweite über Landstreicher und Profiteure schweizerischer Nationalität!
Am 31. März 1890 dokumentiert ein Eintrag, dass das Haus des Kassiers der Gesellschaft abbrannte und so auch das Kassenbuch!
Die Statuten der Gesellschaft wurden bei der Generalversammlung vom 31. Januar 1896 geändert mit dem Eintrag, dass die am 28.12.1895 erhaltene Schenkung von zweitausend Schweizer Franken von Herrn Theodor Deggeller ein unverkäufliches Kapital dar stellt und dass im Fall der Auflösung der Gesellschaft der Betrag erneut an die Familie Deggeller zurückgeht.
Die Gesellschaft stellte zahlreiche Hilfeleistungen an Schweizer Bürgerinnen und Bürgern, die sich in einer Situation von grosser Armut oder Krankheit befanden, indem sie die Rückführung in Schweiz finanziell sicherstellte. Ungewöhnlich war die Repatriierung zweier Schweizer Jesuiten, Alphonse Luisier aus dem Wallis und Paul Balzer aus Graubünden, nachdem sie von der provisorischen Regierung am 10.10.1910 ausgewiesen wurden.
Anwalt José Barros Sales, welcher die Gesellschaft in juristischen Fragen unterstützt, ermöglicht in Zusammenarbeit mit der portugiesischen Behörde eine bedeutende Erbschaft von mehr als 112'000 Euro von der verstorbenen Frau Valentine Edelmann anzunehmen. Infolgedessen hat die Schweizerische Wohltätigkeitsgesellschaft von Lissabon seit 2005 eine Steuernummer.
Da unsere Gesellschaft über ein komfortables Kapital verfügt, investierte sie einen Teil davon in Form eines Darlehens (seriöse Garantien und die Unterstützung der Schweizer Kolonie sind gesichert) an die Gesellschaft HELVETIA SA für den Kauf im 1962 der Immobilie, wo sich der Schweizer Klub von Lissabon befindet sowie für den Kauf im 1989 einer Immobilie für den Schweizer Klub von Porto.
Im Jahr 2012 ermöglichte ein erneutes Darlehen von 100.000,00 Euro – welches im 2013 auf 120.351,68 Euro erhöht wurde - die vollständige Renovierung des Schweizer Klubs in Lissabon. In den ehemaligen Räumlichkeiten wurden Büros eingerichtet sowie ein Klubhaus, welches den modernen Anforderungen entsprechen.